Boyes-Transfer

Unter einem Boyes-Transfer versteht man eine operative Behandlungsmöglichkeit einer N. radialis Lähmung mit Ausfall der Streckfunktion von Handgelenk und Fingern (Fallhand).

Indikationen und Kontraindikationen

Die Operationsmethode kommt vor allem bei Patienten zur Anwendung, bei denen nach irreversibler Schädigung bzw. kompletter Durchtrennung des N. radialis eine operative Rekonnektierung des Nervs nicht in Frage kommt oder nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat.

Nicht durchgeführt werden kann ein Boyes-Transfer bei verminderter passiver Beweglichkeit im Handgelenk, Gelenkinstabilität, gleichzeitig beeinträchtigter Schädigung der Beugemuskulatur des Handgelenkes oder starken Verwachsungen zwischen Flexoren- und Extensorensehnen.

Operationstechnik

Grundprinzip des Boyes-Transfers ist es, dass die Sehnen des oberflächlichen Fingerbeugers (M. flexor digitorum superficialis) auf die Sehnen der Fingerstreckmuskulatur umgeleitet werden. Es werden Sehnenanteile des M. flexor digitorum superficialis in die Sehnen des Daumen- und Zeigefinger-Streckmuskels (M. extensor pollicis longus und M. extensor indicis) sowie des gemeinsamen FIngerstreckers (M. extensor digitorum) eingeflochten. Nach der Operation kann eine Schienung des Handgelenkes für einige Wochen nötig sein.

Das Wiedererlernen der Streckbewegungen nach der Operation erfordert einige Anstrengung und Motivation des Patienten, ist jedoch in der Regel mit Krankengymnastik und Ergotherapie relativ gut möglich.

Ergebnisse nach Boyes-Transfer

In einer Studie mit 13 Patienten aus dem Jahr 2013 wurden die funktionellen Ergebnisse für die postoperative Finger- und Daumenstreckung bei der Mehrzahl der Patienten als exzellent oder gut eingestuft. Funktionelle Einschränkungen waren jedoch weiterhin bei allen Patienten vorhanden [1].


[1] Pillukat et al.: Transfer of the flexor digitorum superficialis tendons, Oper Orthop Traumatol. 2013 Aug

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur