Übersicht über EKG-Normwerte
Das Bild zeigt die wichtigsten Kenngrößen und Normwerte im EKG auf einen Blick. Selten benötigte Werte wie beispielsweise die ST-Dauer wurden bewusst weggelassen.
Es folgen kurze Erklärungen zu den angegebenen Werten.
Oberer Umschlagpunkt:
Als oberen Umschlagpunkt bezeichnet man den Punkt, von dem aus die finale Negativbewegung im QRS-Komplex ausgeht. Beim Rechtsschenkelblock liegt er in V1 und/oder V2 mindestens 32 ms nach Beginn des QRS-Komplexes, beim Linksschenkelblock in V5 und/oder V6 mindestens 56 ms nach QRS-Beginn.
P-Welle:
Die P-Welle sollte nicht breiter als 100 ms und nicht höher als 250 mV sein. Eine zu hohe P-Welle deutet auf eine Belastung des rechten Vorhofs, eine zu lange P-Welle auf eine Belastung des linken Vorhofs hin.
PQ-Intervall:
Eine Verlängerung des PQ-Intervalls auf mehr als 200 ms bei jedoch regelmäßiger Überleitung jeder Vorhofaktion ist definitionsgemäß ein AV-Block 1. Grades.
QRS-Komplex:
Der QRS-Komplex dauert physiologischerweise nicht länger als 100 ms. Einige Autoren geben 120 ms als Grenzwert an, in der Regel werden Werte zwischen 100 ms und 120 ms jedoch schon als Zeichen eines Inkompletten Schenkelblocks gesehen. Ab einer Dauer des QRS-Komplexes von 120 ms ist von einem kompletten Schenkelblock auszugehen.
ST-Hebungen:
Sehr diskrete ST-Hebungen kommen häufig auch physiologischerweise in EKGs vor. Daher werden diese meist erst ab Hebungen von mind. 0,1 mV in zwei Extremitätenableitungen oder 0,2 mV in zwei benachbarten Brustwandableitungen als klinisch relevant (infarktverdächtig) angesehen. Generell können ST-Hebungen insbesondere auch vegetativ bedingt sein.
QT-Intervall:
Die Dauer des QT-Intervalls ist stark von der Herzfrequenz abhängig. Bei höherer Frequenz ist die QT-Dauer verkürzt. Man muss daher die QT-Dauer entweder mit frequenzbezogenen Normwerten vergleichen oder die frequenzkorrigierte QT-Zeit QTc berechnen. QTc sollte kürzer als 440 ms sein.
Berechnung von QTc mit der Bazett-Formel:
QTc = QT-Zeit/√RR-Abstand
(QT-Zeit in Millisekunden, RR-Abstand in Sekunden)
U-Welle:
Eine U-Welle kann (muss aber nicht) physiologisch sichtbar sein. Die Ätiologie ist letztlich unbekannt. Man vermutet eine "Nachdepolarisation" als elektrophysiologisches Äquivalent der U-Welle. Unter anderem bei starker Hypokaliämie, Hyperthyreose, Einnahme von Antiarryhthmika und Bradykardie kann die U-Welle betont sein.
EKG lesen lernen
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