Karnifizierende Pneumonie

Unter einer (chronisch) karnifizierenden Pneumonie („verfleischenden“ Pneumonie) versteht man einen speziellen Verlauf einer Lungenentzündung. Die im Rahmen einer akuten Pneumonie aufgetretenen entzündlichen pneumonischen Infiltrate werden hierbei nicht aufgelöst und resorbiert/abgehustet, sondern durch einwandernde Fibroblasten und Angioblasten in kapillarreiches Granulationsgewebe und schließlich narbiges Gewebe umgewandelt.

Diagnostik

Computertomographisch zeigen die betroffenen Lungenabschnitte ein vom Aspekt her dem Leberparenchym ähnliches Bild. Im pathologischen Präparat zeigt sich makroskopisch eine fleischige (karnifizierte) Gewebsbeschaffenheit, später eine zunehmende Vernarbung. Mikroskopisch zeigt sich typisches Granulationsgewebe, das die Alveolarräume weitestgehend ausfüllt. In späten Stadien lassen sich Alveolarwände nur noch in Spezialfärbungen überhaupt erkennen. In einigen Fällen finden sich im Granulationsgewebe auch glatte Muskelzellen, der Pathologe spricht dann von einer „muskulären Zirrhose“.

Verlauf und Therapie

Die Lungenveränderungen persistieren oder bilden sich allenfalls sehr langsam zurück. Bei ausgedehnten Läsionen kann das Lungenvolumen dadurch merklich eingeschränkt sein. Karnifizierende Pneumonien treten bevorzugt bei immunsupprimierten Patienten auf. Häufig zeigen sich lange, komplikationsreiche Verläufe mit immer wieder aufflammender Entzündungsaktivität. Sekundärinfektionen bereits karnifizierten Gewebes können zu Abszessbildung und Lungengangrän führen. In einigen Fällen ist daher die operative Sanierung die einzig erfolgversprechende Therapieoption. Konservativ kann eine Therapie mit Antibiotika und/oder Glukokortikoiden versucht werden.

Sonderform: pseudoxanthomatöse Pneumonie

Eine Sonderform der karnifizierenden Pneumonie ist die pseudoxanthomatöse Pneumonie, auch Schaumzellpneumonie genannt. Charakteristisch für diese sind große runde Zellen mit schaumigem Zytoplasma (Pseudoxanthom-Zellen). Bei der Schaumzellpneumonie findet keine Umwandlung des Alveolarinhalts in Granulationsgewebe statt, sondern die Alveolarräume werden durch extreme Verbreiterung der Alveolarsepten verlegt, was zu einem fleischig zähen makroskopischen Bild des betroffenen Lungenparenchyms führt.

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur