Sekundäre Demenz

Als sekundäre Demenzen bezeichnet man Demenzerkrankungen, die Folge bzw. Symptom einer anderen Erkrankung sind. Einige dieser sekundären Demenzformen lassen sich durch Beseitigung bzw. optimale Behandlung der Grunderkrankung in ihrer Symptomatik verbessern, oft ist – abhängig vom Krankheitsstadium – sogar eine völlige Wiederherstellung der geistigen Leistungsfähigkeit möglich.

Sekundäre Demenz bei Epilepsie

Eine über lange Zeit therapierefraktäre Epilepsie kann zu einer so genannten epileptischen Demenz führen. Dies ist jedoch selten und mit adäquater antiepileptischer Medikation meistens vermeidbar.

Das Risiko besteht hauptsächlich bei im Erwachsenenalter beginnenden Epilepsieformen. Breuer et al [1] gehen hierbei von einem „Second Hit Modell“ aus: Trifft die Epilepsie auf ein bereits durch eine andere potentielle Demenzursache vorgeschädigtes Gehirn, oder gesellt sich anders herum zu einer beginnenden Demenz eine Epilepsie, so beschleunigt sich die Progression der Demenz.

Demenz bei Morbus Wilson

Auch die Kupferstoffwechselkrankheit Morbus Wilson kann, neben zahlreichen weiteren neurologischen Symptomen, zu einer sekundären Demenz führen. Es handelt sich dabei um eine subkortikale Demenz mit Minderung der Intelligenzleistung. Wichtig ist daher, dass auch ein Morbus Wilson als mögliche Ursache einer Demenz in Betracht gezogen wird, um die Möglichkeit einer ursächlichen Behandlung der demenziellen Entwicklung nicht zu verpassen.

Demenz bei Hypothyreose

Die Schilddrüsenunterfunktion ist ebenso eine mögliche Ursache sekundärer Demenzen. Durch den bei starker Hypothyreose heruntergefahrenen Energiestoffwechsel steht den Nervenzellen des Gehirns nicht genügend Energie zur Verfügung. Da diese Demenzursache sehr leicht und effektiv behandelbar ist, sollte sie nicht außer Acht gelassen werden, insbesondere wenn weitere Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteintoleranz, etc. vorliegen.

Demenz bei Lupus erythematodes

Auch eine Lupus-Erkrankung kann das Nervensystem befallen und so zu psychischen Störungen und Demenzen führen. Bis zu 95% der an Lupus erythematodes erkrankten Patienten entwicklen im Verlauf der Erkrankung neuropsychiatrische Symptome [2].

Hierzu zählen neben der Demenz unter anderem auch andere kognitive Dysfunktionen, epileptische Anfälle, Kopfschmerzen und Koordinationsstörungen.

Der Befall des Nervensystems bedeutet zwar eine schlechtere Prognose für den Verlauf der Lupus-Erkrankung, die Demenz kann jedoch bei entsprechender Anpassung/Intensivierung der Behandlung reversibel sein.

Demenz bei Multipler Sklerose

Kognitive Beeinträchtigungen sind häufige, jedoch leider auch häufig übersehene Symptome einer multiplen Sklerose (MS). Bis zu 50% der an MS erkrankten Personen leiden an kognitiven Defiziten. Meist treten diese jedoch isolierter und in moderaterem Ausmaß auf als bei einer eindeutigen Demenz. Dennoch könnte die Diagnose „MS-bedingte Demenz“ unterrepräsentiert sein und zu oft übersehen werden. [3]

AIDS-Demenz

Als AIDS-Demenz bezeichnet man die fortgeschrittene Form der HIV-Enzephalopathie. Als mögliche Ursache haben Forscher vor einigen Jahren die Schädigung von Stammzellen im Gehirn (im Bereich des Hippocampus) identifiziert. Diese Stammzellen sollen beim Gesunden in gewissem Maße für eine Regenerationsfähigkeit von am Gedächtnis beteiligten Nervenzellen sorgen. Ein Oberflächenprotein des HI-Virus (pg120) soll an Rezeptoren dieser Stammzellen binden und deren Proliferation (Vermehrung) unterbinden.

Eine voll ausgeprägte AIDS-Demenz ist dank effektiver Therapie der meisten HIV-positiven Patienten inzwischen in der westlichen Welt selten. Leichte kognitive Defizite treten jedoch bei bis zu einem Drittel der HIV-Patienten auf.

Sonstige

Weitere Ursachen sekundärer Demenzen können unter anderem sein:

  • Hirntumoren
  • Parkinson
  • Hyperkalzämie
  • Intoxikationen
  • Neurosyphilis
  • Panarteriitis Nodosa
  • Vitamin B12-Mangel

und andere.

[1] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26900650
[2] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17503139
[3] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17503139